Der Preis

Die gesundheitlichen Bedürfnisse von Milliarden von Menschen in ärmeren Ländern werden seit langem vernachlässigt.

Diagnostika, Medikamente und Impfstoffe gegen vernachlässigte Krankheiten wie zum Beispiel die Schlafkrankheit, Chagas oder Tuberkulose sind entweder überhaupt nicht vorhanden oder aber veraltet und ungeeignet für den Gebrauch in infrastrukturschwachen Gegenden.

Um auf diesen Notstand hinzuweisen, haben sich Ärzte ohne Grenzen e.V., Brot für die Welt, die BUKO Pharma-Kampagne und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. zusammengeschlossen und gemeinsam den Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten ins Leben gerufen. Seit 2014 wird er einmal im Jahr für besonderes Engagement in der Bekämpfung von vernachlässigten Krankheiten in den Kategorien „Forschung und Entwicklung“, „Politischer Wille“ und „Journalismus“ verliehen.

altes Krankenhausbett

Der Memento Forschungspreis

Ausgezeichnet werden mit dem Memento Forschungspreis Aktivitäten, die einen wichtigen Beitrag leisten bei der Erforschung und Entwicklung von vorbeugenden Maßnahmen, Diagnostika und Therapien zu vernachlässigten Gesundheitsbedürfnissen in ärmeren Ländern.

Der Memento Politikpreis

Mit dem Politikpreis werden Personen ausgezeichnet, die ein deutsches politisches Mandat in Parlament oder Ministerium, auf Landes-, Bundes- oder Europa-Ebene tragen und sich in besonderem Maße dafür eingesetzt haben, zwei wichtige globale Probleme anzugehen: Fehlende Forschung und zu hohe Medikamentenpreise.

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Der Memento Medienpreis

Der Preis soll Medienschaffenden die Möglichkeit geben, Rechercheprojekte zu verwirklichen. Ob Antibiotikaresistenzen oder vernachlässigte Krankheiten, der Bedarf nach Innovationen ist groß, aber die Forschung zu gering – und die Preise oft unbezahlbar. Wünschenswert sind Beiträge, die mehr Licht ins Dunkel dieser Themen bringen.

“Mehr AUFMERKSAMKEIT FÜR VERNACHLÄSSIGTE GESUNDHEITSBEDÜRFNISSE ist
EINE GLOBALE AUFGABE”

Forschungslücken und Mangel an geeigneten Präparaten

In Usbekistan verlieren junge Patient*innen ihr Gehör als Nebenwirkung der Standardbehandlung von multiresistenter Tuberkulose, weil die für Kinder zur Verfügung stehenden Medikamente im Vergleich zu denen für Erwachsene alt und toxisch sind. In der Demokratischen Republik Kongo können Patient*innen nur schwer auf die Schlafkrankheit untersucht werden, da die diagnostischen Verfahren eine Kühlkette benötigen, die vor Ort oft nicht zu gewährleisten ist. Bei dem bisher größten Ebola-Ausbruch 2014 stand die Welt mit leeren Händen da, denn es standen keine Impfung oder Medikamente gegen das Virus zur Verfügung. Und die Weltgesundheitsorganisation schlägt Alarm, weil sich resistente Erreger ausbreiten und dringend neue Antibiotika gebraucht werden.

In ärmeren Ländern ist die Situation besonders dramatisch. Für vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten, wie beispielsweise Buruli Ulkus, Lepra, Malaria oder Tuberkulose, sind Impfstoffe, Diagnostika, und Therapiemöglichkeiten oft gar nicht vorhanden. Gibt es sie doch, sind sie häufig mangelhaft und nicht für die klimatischen Bedingungen und lokalen Versorgungsstrukturen ärmerer Länder geeignet oder sind nicht für die Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen, etwa von Kindern, zugeschnitten. Bei der weltweiten Coronapandemie haben ärmere Länder kaum Zugang zu Impfdosen, weil sie sich diese nicht leisten können und in der globalen Verteilung gegenüber wohlhabenden Ländern benachteiligt werden. Dies sind nur einige Beispiele eines globalen Phänomens: Hoher medizinischer Bedarf, aber fehlende Erforschung von neuen Präparaten.

Hohe Preise von geeigneten Medikamenten

Selbst wenn geeignete Impfstoffe oder Medikamente vorhanden sind, sind diese für die Betroffenen oft unbezahlbar. Nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in wohlhabenderen Ländern, kommen Gesundheitssysteme durch exorbitant hohe Preise an ihre Grenzen. Bei neuen Präparaten gegen Krebs oder Hepatitis C zeigt sich dies ebenso wie bei lange etablierten – so fehlt es bei der Behandlung von Diabetes oft an Insulin. Dabei orientiert sich der Preis eines Präparates meist nicht an den tatsächlichen Forschungskosten, sondern daran was der Markt hergibt.

Ursächlich dafür ist die Struktur des globalen Forschungssystems: Forschungslücken und hohe Preise sind zwei Seiten der gleichen Medaille.

Denn die Frage danach welche Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente erforscht und entwickelt werden, ist daran geknüpft, womit sich die größten Einnahmen machen lassen – es sind nicht die medizinischen Bedürfnisse von Menschen, die ausschlaggebend sind. Erkrankungen, die Menschen in ärmeren Ländern betreffen, nicht häufig auftreten und/oder nur kurzzeitig behandelt werden müssen, werden deshalb von der kommerziellen Forschung meist vernachlässigt. Es liegt ein Marktversagen vor.

Zugleich garantieren Patente auf Medikamente oder Impfstoffe hohe Preise für Pharmaunternehmen, machen sie aber unbezahlbar für ärmere als auch für wohlhabendere Länder.

Für das Menschenrecht auf Gesundheit

Diese Missstände wollen wir angehen und haben deshalb den Memento Preis ins Leben gerufen: Mit ihm zeichnen wir besonderes Engagement für die vernachlässigten Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in ärmeren Ländern in den Bereichen Politik, Forschung und Journalismus aus.

Wir treten dafür ein, dass Menschen weltweit die Gesundheitsversorgung bekommen, die sie benötigen. Dafür muss die Versorgung auch finanzierbar sein. Nur so kann das Menschenrecht auf Gesundheit verwirklicht werden.

Das Memento Bündnis

Während Millionen Menschen weltweit an einer vernachlässigten Krankheit leiden, wird in die Forschung und Entwicklung von Medikamenten gegen diese Krankheiten kaum investiert. Denn die Betroffenen sind meist arm und stellen für Unternehmen der Pharmaindustrie keinen lukrativen Absatzmarkt dar. Das Memento Bündnis möchte auf diesen Zustand aufmerksam machen. Zu den Mitgliedern gehören Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, BUKO Pharma-Kampagne und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V..

Schon bevor sich das Memento Bündnis 2014 zusammenschloss, arbeiteten die beteiligten Organisationen seit vielen Jahren im Einzelnen und auch vielfach zusammen zum Thema vernachlässigte Krankheiten und dem Zugang zu medizinischen Produkten für alle Menschen weltweit. Aus dem gemeinsamen Kampf ist die Idee entstanden, das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu tragen und mehr Engagement auch von Anderen zu motivieren. Deshalb vergibt das Bündnis jährlich den Memento Preis für vernachlässigte Krankheiten an Menschen aus Politik, Forschung und Journalismus, die sich auf besondere Weise für das Thema stark machen und so einen wertvollen Beitrag leisten.

Impressionen der vergangenen Preisverleihungen

Blumen und Plakat

Seit 2014 wird der Memento Preis feierlich vergeben.

Heike Baehrens erhält den Politikpreis von Mareike Haase 2020

MdB Heike Baehrens (SPD) bekommt von Mareike Haase (Brot für die Welt) den Memento Politikpreis 2020 überreicht.

mementopreis-2021-hinten

Die Memento Preisobjekte haben sich seit der Preisverleihung 2021 verändert. Die Preise bestehen nun aus heimischen sowie zertifizierten Hölzern.

Engstler-Brehm-2022
Martina Sester und Christoph Lange mit Preis 2018

Prof. Dr. Martina Sester und Prof. Dr. Dr. Christoph Lange freuen sich über den Memento Forschungspreis 2018.