Der Memento Forschungspreis

Mit dem Memento Preis zeichnen wir besonderes Engagement in den Bereichen Politik, Forschung und Journalismus zu vernachlässigten Gesundheitsbedürfnissen aus. Wir treten dafür ein, dass Menschen weltweit die Gesundheitsversorgung bekommen, die sie benötigen und dies zu Preisen, die sie bezahlen können. Nur so kann das Menschenrecht auf Gesundheit verwirklicht werden.

Ausgezeichnet werden beim Memento Forschungspreis die Aktivitäten, die einen wichtigen Beitrag leisten bei der Erforschung und Entwicklung von vorbeugenden Maßnahmen, Diagnostika und Therapien zu vernachlässigten Gesundheitsbedürfnissen insbesondere in ärmeren Ländern. Der Forschungspreis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Die gesundheitlichen Bedürfnisse insbesondere von Menschen in ärmeren Ländern werden seit langem vernachlässigt. Für zahlreiche Krankheiten gibt es keine brauchbaren Impfstoffe, Diagnostika oder Medikamente, obwohl viele Menschen sie dringend benötigen. Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten wie Lepra, Tuberkulose aber auch Ebola und die steigende Zahl von Antibiotikaresistenzen sind Beispiele dafür. Wenn es doch Präparate gibt, sind diese oft veraltet oder ungeeignet für den Gebrauch in infrastrukturschwachen Gegenden und extremen klimatischen Bedingungen. Oder sie sind, wie im Falle von Hepatitis C oder nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Krebs, häufig viel zu teuer.

Krankheiten, die Menschen in Armut betreffen, nicht häufig auftreten oder nur kurzzeitig behandelt werden müssen, werden von der kommerziellen Forschung oft vernachlässigt. Sie passen schlichtweg nicht zum Interesse der Pharmaindustrie an hohen Verkaufszahlen und hohen Profiten. Auch die von Firmen gesetzten Preise orientieren sich letztlich nicht an den tatsächlichen Forschungskosten, sondern daran, was der Markt hergibt.

Um auf diese gravierenden Herausforderungen hinzuweisen, haben sich Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, die BUKO Pharma-Kampagne und die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe zusammengeschlossen und gemeinsam den Memento Preis ins Leben gerufen. Die Bedeutung öffentlicher Forschung hervorzuheben war dabei stets ein zentrales Anliegen.

Die Jury (seit 2022)

Prof. Dr. rer. nat. Klaus Brehm

Prof. Dr. rer. nat. Klaus Brehm

Dr. Klaus Brehm ist Professor für Medizinische Parasitologie am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. Studium, Dissertation und Postdoc erfolgten in Würzburg und Madrid zum Thema Bakterielle Pathogenese. Seit 1997 liegen seine Forschungsschwerpunkte auf Molekularer Entwicklungsbiologie, Genetik/Genomik und der Zellbiologie von Wurmparasiten (Echinococcus, Schistosoma). 2004 erfolgte die Habilitation mit venia legendi in Medizinischer Mikrobiologie. Seit 2008 ist Klaus Brehm Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie, zudem arbeitet er in verschiedenen Gremien wie z.B. der Projektvergabekommission der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.. 2014 erhielt er den Kölliker-Lehrpreis der Medizinischen Fakultät, Universität Würzburg, zudem ist er seit 2016 Preisträger des Memento-Forschungspreises.  

Dr. Eva Ombaka

Dr. Eva Ombaka

Dr. Eva Ombaka wurde in England zur Apothekerin ausgebildet und hat diesen Beruf in der Krankenhauspraxis, im akademischen Bereich und in der Produktion kennengelernt. In 17 Jahren ihrer 47-jährigen Laufbahn war sie an der Entwicklung der Arzneimittelpolitik und dem Aufbau von Kapazitäten für eine bessere pharmazeutische Praxis beteiligt. In den letzten 12 Jahren hat sie an der St. John’s University of Tanzania Mikrobiologie und pharmazeutische Versorgung unterrichtet. Ihr Hauptinteresse gilt dem Zugang zu und der Förderung der rationalen Verwendung von Arzneimitteln (RUM) sowie der Bekämpfung der Antibiotikaresistenz. Sie hat an mehreren RUM- und DTC-Kursen (Drugs and Therapeutic Committee) teilgenommen und wurde 2007 für ihre Arbeit im Bereich RUM mit dem Olle-Hansson-Preis ausgezeichnet. Sie war an der Gründung mehrerer Organisationen in dem Feld beteiligt, darunter das Ecumenical Pharmaceutical Network (EPN) und die Sustainable Health Care Foundation. Sie ist außerdem Gründungsmitglied und derzeitige Vorsitzende der tansanischen Initiative Roll Back Antimicrobial Resistance (RBA-I). 

Prof. Dr. Alicia Ponte-Sucre

Prof. Dr. Alicia Ponte-Sucre

Prof. Dr. Alicia Ponte-Sucre ist emeritierte Professorin und Koordinatorin des Labors für Molekularphysiologie an der medizinischen Fakultät der Universidad Central de Venezuela (UCV). Sie fungiert zudem als Professorin für die Postgraduiertenprogramme „Physiologische Wissenschaften“ und „Pharmakologie“. Alicia Ponte-Sucre ist Mitglied des Verwaltungsrats der Venezolanischen Stiftung zur Förderung der Wissenschaft und Vizepräsidentin der Universitätsstiftung Fundadiagnóstica. Sie wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, unter anderem als Georg-Forster-Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung. Ihre Forschung konzentriert sich unter anderem auf die molekularen Mechanismen, die mit der Entwicklung von Arzneimittelresistenzen bei einzelligen Parasiten verbunden sind, sowie auf die Definition der Mindesteigenschaften, die einen Erreger infektiös machen.

Prof. Dr. Wolfgang Preiser

Prof. Dr. Wolfgang Preiser

Prof. Dr. Wolfgang Preiser machte zunächst sein Diplom in Tropenmedizin und Hygiene in London, anschließend seine Facharztausbildung für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie in Frankfurt am Main und London. Als Oberarzt in Frankfurt ist er Mitglied einer der Forschungsgruppen, die 2003 das neuartige SARS-Coronavirus entdeckte. Seit 2005 ist er Professor und Leiter der Abteilung für Medizinische Virologie an der Universität Stellenbosch in Tygerberg, Kapstadt (Südafrika) mit großer Routinediagnostik, Lehre und Ausbildung sowie verschiedenen wissenschaftlichen Projekten. Eigene wissenschaftliche Interessen liegen besonders auf neuartigen Viren mit zoonotischem Potenzial bei Kleinsäugern, auf  opportunistischen Infektionen und der Verbesserung der Labordiagnostik u.a. der HIV-Infektion sowie der Therapieüberwachung.

Dr. Cesar Ugarte-Gil

Dr. Cesar Ugarte-Gil

Dr. Cesar Ugarte-Gil ist Assistenzprofessor an der School of Medicine der Universidad Peruana Cayetano Heredia (UPCH), Hon. Assistant Professor an der London School of Hygiene and Tropical Medicine und seit 2017 Mitglied des Expertenrats des Nationalen Tuberkulose-Programms in Peru. Er arbeitet seit 2005 am Instituto de Medicina Tropical Alexander von Humboldt an der UPCH im Bereich TB und hat mit FIND und anderen internationalen/lokalen Partnern an verschiedenen TB-Diagnostik-Studien gewirkt. Darüber hinaus konzentriert sich sein Forschungsinteresse auf Komorbiditäten bei TB (mit Schwerpunkt Diabetes und psychische Gesundheit) und auf die TB-Epidemiologie. Seit 2020 arbeitet Ugarte-Gil an mehreren diagnostischen Studien im Rahmen von COVID-19 und anderen epidemiologischen COVID-19-Studien. Cesar Ugarte-Gil hält einen Doktortitel von der UPCH, einen MSc in Epidemiologie von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und einen Doktortitel in Epidemiologie und Kontrolle globaler Krankheiten von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health. 

Die Preisträger*innen

2023

2023 ging der Memento Forschungspreis an Jan Felix Drexler, Professor für Virusepidemiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Prämiert wurden seine Leistungen in der Forschung und Entwicklung zu Diagnostik bei neuen Viruserkrankungen wie Chikungunya- und Zika-Fieber. Besondere Erwähnung fand dabei auch, dass der Preistragende selbst an der Entwicklung innovativer diagnostischer Tests in der Praxis beteiligt ist.

2022

Den Forschungspreis 2022 erhielt Markus Engstler vom Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seine Grundlagenarbeit zum Erreger der Schlafkrankheit liefert neue Ansätze für Diagnose und Behandlung der Infektionserkrankung. Sein Team konnte unter anderem ein bisher nicht erfasstes Entwicklungsstadium des Erregers im Menschen identifizieren.

2021

2021 ging der Memento Forschungspreis an Claudia Denkinger vom Universitätsklinikum Heidelberg. Die Jury verwies dabei besonders auf die praktischen Auswirkungen ihrer langjährigen Arbeit zur Tuberkulose (TB). Denkinger forscht unter anderem, wie die Diagnostik bei der TB-Bekämpfung im Globalen Süden vereinfacht werden kann, insbesondere bei Tests für Menschen, die mit HIV leben.

2020

Der Memento Forschungspreis 2020 ging an Dr. rer. nat. Anke Osterloh vom Forschungszentrum Borstel und PD Dr. med. Christian Keller vom Universitätsklinikum Marburg. Die Jury würdigte damit ihr Engagement für die Forschung zu Rickettsien in Asien und Afrika. Sie entwickeln mit neuen Labormodellen innovative Ansätze für Therapien und für eine Impfung gegen Rickettsien-Infektionen wie Fleckfieber.

2019

Der Memento Forschungspreis 2019 ging an Prof. Dr. Jürgen May vom Bernard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Die Jury zeichnete sein Engagement für die Forschung zu Fieberkrankheiten in Afrika aus. Prof. Dr. May und seine Arbeitsgruppe untersuchten, ob Patient*innen, die Symptome von Malaria zeigen, tatsächlich an der durch Parasiten übertragenen Erkrankung leiden oder eine andere Infektionskrankheit haben.

2018

2018 ging der Memento Forschungspreis an Prof. Dr. Martina Sester von der Universität des Saarlandes und Prof. Dr. Dr. Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel. Die Jury würdigte damit das Engagement der beiden Wissenschafter*innen für die Bekämpfung von Tuberkulose (TB). Im Forschungsnetzwerk TBnet setzen sich Sester und Lange dafür ein, die Gesundheitsversorgung von Menschen, die von Tuberkulose betroffen sind, europaweit zu verbessern.

2017

Der Memento Forschungspreis ging 2017 an Dr. Dr. Carsten Köhler und Prof. Dr. Peter Kremsner vom Institut für Tropenmedizin der Eberhard Karls Universität Tübingen. Die Jury würdigte damit den Beitrag der beiden Wissenschaftler zu einer verbesserten Therapie schwerer Malariaverläufe. Die Wissenschaftler konnten in klinischen Studien zeigen, dass das Medikament Artesunat nur dreimal intramuskulär verabreicht werden muss, um seine volle Wirkung zu entfalten. Gerade in Kontexten, in denen sehr viele Kinder gleichzeitig gegen schwere Malaria behandelt werden müssen, macht ein derart verkürztes und vereinfachtes Behandlungsregime viel aus, so die Jury.

2016

2016 erhielten Prof. Dr. Klaus Brehm und sein Team vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg den Memento Forschungspreis. Die Jury würdigte damit den Beitrag, den die Forschungsergebnisse für die Entwicklung einer wirksamen Therapie gegen Bandwurm-Infektionen leisteten. Brehm und Team war es gelungen, das Genom des Fuchsbandwurms zu entschlüsseln. Aufgrund jener Erkenntnisse können Zielstrukturen ausfindig gemacht werden, die als Angriffspunkte für Medikamente gegen Bandwurmerkrankungen besonders geeignet sind.

Mitglieder des Teams waren Monika Bergmann, Dirk Radloff, Dr. Markus Spiliotis, Michaela Herz; Raphael Duvoisin, Ilka Wittstock, Julian Krickl sowie ehemalige Mitarbeiter Dr. Uriel Koziol und Dr. Justin Nono.

2015

Den Memento Forschungspreis 2015 erhielt die Arbeitsgruppe um Prof. Achim Hörauf vom Institut für medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP), Universitäts-Klinikum Bonn. Die Jury würdigte damit die Entwicklung eines neuen Therapiekonzeptes gegen lymphatische Filariose (Elephantiasis), eine vernachlässigte Fadenwurmerkrankung, an der weltweit mehr als 150 Millionen Menschen leiden und die zu schmerzhaften und extremen Schwellungen der Gliedmaßen führt.

Mitglieder der Arbeitsgruppe waren: Prof. Dr. Achim Hörauf, Dr. Kenneth Pfarr, Dr. Andrea Schiefer, Dr. Sabine Specht, Dr. Ute Klarmann-Schulz, Dr. Sabine Mand und Dr. Alexander Yaw Debrah (Kwame Nkrumah University of Science and Technology in Kumasi, Ghana).

2014

Den Memento Forschungspreis 2014 erhielten Prof. Dr. med. Gisela Bretzel und Dr. med. Marcus Beißner von der LMU München für ihre Forschung zu Lepra und Buruli-Ulkus. Ihr Forschungsprojekt leistete einen sehr innovativen Beitrag zur Bekämpfung vernachlässigter Mykobakterien-Erkrankungen in West-Afrika. Dank aktiver Fallfindung, rechtzeitiger Diagnose und gezielter Chemotherapie gelang es dem Forschungsteam, das Leben vieler Patient*innen deutlich zu verbessern, so die Würdigung der Jury.

Bewerbung

Kriterien für die Bewerbung um den Forschungspreis
  • Nur Forschungsprojekte, die mit öffentlichen deutschen Geldern finanziert und deren Ergebnisse 2021-2024 publiziert wurden, kommen in Betracht.
  • Die Forschungsgruppe bzw. die*der Forscher*in ist in Deutschland angesiedelt. Möglich und gewünscht sind auch deutsch-internationale Partnerschaften.
  • Möglich sind: Grundlagenforschung, klinische Studien, Anwendungsforschung, epidemiologische Studien
  • Die Forschungsergebnisse sollten der allgemeinen Öffentlichkeit gut zu vermitteln und beispielhaft für die Ziele des Memento-Preises sein, d.h. Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse von Menschen insbesondere in ärmeren Ländern und Impulse für Veränderungen schaffen.
  • Wünschenswert ist darüber hinaus: Die eingereichte Arbeit trägt dazu bei, dass Forschung stärker dem Geist der Kooperation und Kollaboration entspricht und durch offenen Austausch (beispielsweise von geistigem Eigentum, Wirkstoffen, Forschungs- und Studienergebnissen) die medizinische Entwicklung beschleunigt und sichergestellt werden kann. Der zu prämierende Forschungsbeitrag führt zu einem für alle Menschen bezahlbaren Produkt.

Im Fokus der Forschung sollen vernachlässigte Gesundheitsbedürfnisse stehen. Diese beziehen sich auf:

    • vernachlässigte Tropenkrankheiten (entsprechend der WHO-Liste),
    • armutsassoziierte Erkrankungen z.B. Lassa, Tuberkulose, Malaria,
    • vernachlässigte Aspekte von Krankheiten, zu denen eigentlich umfangreicher geforscht wird, z.B. HIV/Aids bei Kindern oder nicht-übertragbare Erkrankungen im Globalen Süden und
    • weitere Krankheiten, die zwar viele Menschen betreffen, für die aber keine adäquaten Präparate entwickelt werden, bspw. zu antimikrobiellen Resistenzen

Kennzeichnend hierfür sind vor allem drei Aspekte:

  1. Das vernachlässigte Gesundheitsbedürfnis betrifft vor allem Menschen in ärmeren Ländern.
  2. Es gibt eine Forschungslücke und es braucht dringend neue Medikamente, Impfungen oder Diagnostika.
  3. Es besteht ein Marktversagen, da kommerzielle Aspekte für die Entwicklung der benötigten neuen Produkte nicht greifen.

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Bitte senden Sie Ihren ausgefüllten Bewerbungsbogen (Submission) bis zum 18. August 2024 via E-Mail an bewerbung@memento-preis.de.

Save the Date: Die Preisverleihung 2024 findet am 13. November in Berlin statt.

Bewerbungsunterlagen

Für die Bewerbung ist das Einreichen eines ausgefüllten Bewerbungsbogens notwendig.
Download: Submission Form Memento 2024

Bei Rückfragen zur Bewerbung wenden Sie sich gerne an das Memento-Bündnis, ebenfalls zu erreichen unter bewerbung@memento-preis.de.