Memento Fachgespräch 2022 jetzt online verfügbar

Fachgespraech-2022

Melissa Scharwey & Tina Rudolph (beide oben), Dr. Priya John & Dr. Joseph Ngozi Chukwu (beide unten) 

Am Morgen des 26. Aprils fand unter Schirmherrinnenschaft der Bundestagsabgeordneten Tina Rudolph (SPD, Obfrau im Unterausschuss Globale Gesundheit) das diesjährige Memento Fachgespräch statt. Virtuell begrüßen konnte das Bündnis dafür Dr. Priya John (Christian Medical Association of India) aus Indien und Dr. Joseph Ngozi Chukwu (DAHW) aus Nigeria. Beide veranschaulichten in ihren Inputs exemplarisch die gegenwärtigen Probleme der Gesundheitsversorgung im Globalen Süden. Eine der Leitfragen war entsprechend, welche negativen Dynamiken durch die Covid-19-Pandemie weiter verstärkt worden sind. Aber auch „lessons learnt“ standen im Fokus.

Dr. John sprach mit Blick auf die über 270 Krankenhäuser der Christian Medical Association, die im Gegensatz zu privaten Krankenhäusern in Indien ihre Türen während der Pandemie nie verschlossen hatten. Sie betonte die Wichtigkeit von Verantwortungsbewusstsein und Resilienz während der Pandemie und der harten Lockdowns. Ziel ihrer Organisation sei es schon immer gewesen, ärmeren Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, Unterstützung zukommen zulassen. „Letztendlich hat uns die Pandemie viel gelehrt in Punkto Effizienz und Bildung“, fasst Dr. John zusammen.

Auch Dr. Chukwu fand schnell deutliche Worte: „Wie unter einem Vergrößerungsglas wurden die bestehenden Probleme während der Pandemie nur noch sichtbarer.“ Dazu zählte er besonders auch die strukturellen Verwerfungen im Land, unter anderem die vorherrschende Armut, den Hunger, vielfältige soziale Ungleichheiten und die skrupellose Korruption. Besonders hart traf die Gesundheitskrise ohnehin schon marginalisierte Bevölkerungsgruppen. Hunderte von Leprakranken konnten beispielsweise in Nigeria ihre Therapien wegen der Lockdowns nicht mehr fortführen. Sie seien sich selbst überlassen gewesen, so Dr. Chukwu. Als die ersten Covid-19-Impfdosen das Land erreichten, zeigte sich ein ähnliches Bild: „Viele Leprakranke haben sich beschwert, dass sie ausgeschlossen wurden, weil das Gesundheitspersonal sie nicht berühren wollte. Sollten die Schwächsten nicht zuerst priorisiert werden?“

In der anschließend halbstündigen Diskussion unter Moderation von Melissa Scharwey (Ärzte ohne Grenzen e.V.) betonte Dr. John die Relevanz internationalen Supports. Einig waren sich die beiden Redner*innen, dass eine intersektorale Zusammenarbeit nötig sei, um die Unterziele des dritten SDGs zu verfolgen, da viele Herausforderungen im Globalen Süden zusammenhingen und gleichzeitig angegangen werden müssten. Das gelte auch ganz unabhängig von der Pandemie. Dr. Chukwu warf ein, dass gestärkte Gesundheitssysteme dafür Voraussetzung seien. Er bat darum, dass das politische Berlin dies in globalen Strategien stets berücksichtige.

Schirmherrin Tina Rudolph bedankte sich schlussendlich für die anschaulichen Einblicke. Es sei wichtig und gewinnbringend für die deutsche Politik, aus erster Hand dargelegt zu bekommen, wie die fortdauernde Pandemie bestehende Ungleichheiten auf der Welt verstärkt hat. Sie zeigte sich zudem beeindruckt vom kämpferischen Engagement der Sprecher*innen.

Das Fachgespräch wurde aufgenommen und kann auf YouTube eingesehen werden: War da noch was? Gesundheitskrisen im Schatten der Pandemie

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